Sonntag, 23. Juli 2017
Text: Anne-Katrin Sielaff
Fotos: Marcus Sielaff
Blank It Festival Blankenfelde 22.07.2017
Letzten Samstag machten wir uns mal wieder mit Kamera, Tanzlust und etwas Bierdurst auf den Weg zu einem uns bis dato noch unbekannten Festival ins ca. 35 Minuten von Berlin entfernte Blankenfelde- angelockt von einem unwiderstehlichen Line Up und natürlich mit Gummistiefel und Regenjacke im Gepäck.
Im Sonnenschein losgefahren in Berlin und bei heftigstem Starkregen, Blitz und Donner in Blankenfelde angekommen, saßen wir erstmal eine halbe Stunde im Auto auf dem Parkplatz, da wegen des Wetters an Aussteigen einfach nicht zu denken war.
Nachdem eine kurze Regenpause uns den Weg auf das Gelände ermöglichte, erwartete uns ein kleiner, feiner und mit viel Liebe zum Detail gestalteter Festivalplatz auf dem Natursportpark Blankenfelde. Lampions schaukeln sanft im Wind und die zum Glück mit Blick auf das "super" Berliner Sommerwetter vom Veranstalter aufgestellten Zelte erlaubten es den bis dahin noch spärlich anwesenden Besuchern, den Klängen der bereits auf der Bühne stehenden Band My Arms zu lauschen und dabei trotzdem nicht nass zu werden. Sängerin Mai schafft es, mit viel Stimmgewalt die Regenwolken wegzurocken und spätestens bei der Hommage "Shadow of the day" an den vorgestern verstorbenen Chester Bennington sind wir voll bei ihr. Ich bin eigentlich nur schwer von weiblichen Rock-Stimmen zu begeistern, aber dieses kleine Persönchen mit der großen Stimme schafft es.
Danach stehen Opalaxy aus Berlin auf der Bühne und spielen tapfer gegen den immer wieder einsetzenden Regen an und so langsam füllt sich das Gelände trotz des Mistwetters.
Als nächste Band sind Mencouch- eine seit 2007 bestehende Berliner NuMetal-Band- am Start und es beweist sich mal wieder, warum wir so gern kleine Festivals besuchen: zwischendrin trifft man immer mal wieder auf uns bis dahin völlig unbekannte Bands, die uns vollauf begeistern. Satter Sound und laut Frontmann Büchy "bewegungstherapeutische Lieder" -teils auf Spanisch-bringen zumindest mich das erste Mal an diesem Samstag zum Zappeln.
Die nächste Band Venterra -auch aus Berlin- war uns bereits von einigen Auftritten bekannt, konnte uns aber bis heute noch nicht so richtig überzeugen. Irgendwas fehlte immer, entweder war der Sound nicht so prickelnd oder aber die Stimmung passte nicht (zugegebenermaßen ist es aber auch als junge Pop-Punkrock-Band mit teilweise doch recht "saftigen" Texten nicht ganz so einfach, ein Familienpublikum auf der Steglitzer Woche oder dem Weißenseer Blumenfest zu begeistern). Heute aber haben sie mich zumindest abgeholt, wie man so schön sagt. Wetter passt endlich ( Regen, war da heute was?), Stimmung geil, Bier schmeckt und dann noch der absolut tanzbare und mitträllerbare Song "Sommermädchen"-hach, kann das Leben schön sein!
Nun nähern wir uns langsam dem Grund für die vielen rot-weißen Shirts heute hier auf dem Gelände, die mit "Zeltplatz-Mob" und "Schmutzki-Mob" beschriftet sind und deren Träger meist durch breites Grinsen und permanent gute Laune auffallen. Man kann vom "Schmutzki-Mob" halten, was man will: spielen die Stuttgarter Jungs auf einem Festival kommt, man nicht an ihnen und ihren Fans vorbei. Schon vor Jahren bei dem Riesen-Event Rock im Park war das komplette Festivalgelände mit "Schmutzki"-Aufklebern zugepflastert und wir fragten uns alle: Wer oder was ist Schmutzki? Auch heute hier in Blankenfelde sind gute Laune und Freibier aus dem Schwabenland angesagt und ob man will oder nicht: Es macht einfach Spaß, den Jungs zuzuhören und zuzuschauen. Ein richtiger Schmutzki-Fan wird aus mir zwar nie werden, aber der Sound und die Bühnenpräsenz überzeugen auf jeden Fall.
Last but not least-kommen wir endlich zu "meiner Band" des Abends: Milliarden. Die Jungs aus Berlin, wie sympathischerweise auch nicht zu überhören ist, fielen mir das erste Mal vor ca. einem Jahr am Frühstückstisch auf, Star FM spielte einen Song namens "Im Bett verhungern "und mein erster Gedanke war: Hä? Rio Reiser? Den Song kenne ich ja gar nicht und warum hört sich das so jung und modern an? Ich war sofort "angefixt" , kaufte mir das einzige Album und kann heute jeden Song mitsingen. Mein persönlicher Favorit: "Zucker" ist auch gleich das dritte Lied und ich bin wieder mal komplett begeistert. Wen die Jungs von Milliarden nicht schon im Radio begeistern, den überzeugen sie spätestens live. Diese Stimme bekommt man einfach nicht mehr aus dem Ohr und auch die Texte heben sich positiv ab vom Einheitsbrei der jungen deutschen Musik. Und auch optisch sind sie sehr schwierig in eine Schublade zu quetschen, schaut Euch die Fotos von Marcus Sielaff an oder besser noch: Ab zum nächsten Milliarden-Konzert!