Tage 7 – 10 Vom City-Dschungel ab ins (fast) Grüne: Niagarafälle und noch mehr Wasserfälle…
Unser erster Samstag in NYC ist zugleich unser Abreisetag aus dieser aufregenden bunten Stadt. Nach dem letzten Frühstück im LIC-Hotel fuhren wir das letzte Mal Subway in Richtung Manhattan, um unseren Mietwagen abzuholen. Diesen haben wir - wie eigentlich in jedem Urlaub – von Deutschland aus über Billiger-Mietwagen gebucht. Wir haben bisher im Unterschied zu anderen Preisvergleichsplattformen mit deren Service die besten Erfahrungen gemacht.
Ein bisschen Bammel haben wir schon, in New York Auto zu fahren, obwohl wir bisher in vielen anderen Ländern allein mit dem Auto unterwegs waren (die krasseste Erfahrung war definitiv Marrakesch: Ampeln --> völlig überbewertet, wer zuerst kommt, fährt zuerst…) .
Eine ziemlich unfreundliche und am frühen Samstagmorgen absolut schlecht gelaunte Mitarbeiterin bei Budget Rental (gehört zu AVIS), der man wirklich jedes Wort aus der genervten Nase ziehen musste, schob uns den Schlüssel und die Papiere über den Tresen. Mit einer wedelnden Handbewegung scheuchte sie uns aus ihrem Büro hin zum Mann am Ausgang der Tiefgarage, der schon unseren Wagen bereitgestellt hatte. Auch hier herrschte nicht gerade sprühend gute Laune am Morgen. Es war schon zu viel, dass wir nochmal ums Auto gehen wollten, um es auf eventuelle Schäden zu checken. Sein brummelndes „Ey Leute, ihr könnt uns vertrauen, der Schaden an der Felge muss nicht dokumentiert werden, ihr müsst das bei Rückgabe nicht bezahlen!“ quittierten wir mit einem Lächeln und dem Hinweis, dass das sehr wohl alles aufgenommen werden muss, wir hatten diesbezüglich unsere Erfahrungen gemacht. Er grummelte noch irgendwas von „Bloody Germans…“, ließ uns dann aber machen, hatte wohl mitbekommen, dass man uns nicht über den Tisch ziehen kann. Egal: wir waren happy, den roten Kia Sportage unter unseren Popos zu haben, endlich konnte der nächste Road Trip starten.
Nochmal kurz ins Hotel, um die Koffer einzuladen und dann ab uns Woodbury Common Shopping Outlet Center, mit dem Auto normalerweise in ca. 1 Stunde erreichbar. Heute jedoch leider nicht, denn wir machten die Erfahrung, dass in New York Samstagmorgen der Verkehr nicht so entspannt ist wie in Berlin, es herrschte netter Stopp and Go-Stau, so dass wir ungefähr die doppelte Zeit brauchten, um aus der Stadt herauszukommen. Endlich angekommen stellten wir fest, dass das Angebot zwar riesig, die Preise jedoch leider auch sehr hoch waren. Im Vergleich zu unserem NYC-Besuch vor 9 Jahren war hier nix mehr mit Powershopping und das nicht nur wegen des gerade so traurigen (weil für uns sehr teuren) Dollarkurses von fast 1:1.
Also ging es nach knapp 3 Stunden (das Gelände ist ziemlich groß und man meint immer, vielleicht im nächsten Laden doch noch ein Schnäppchen ergattern zu können) auf nach Owego, unserem Zwischenstopp in Richtung Niagara Falls. Hier hatten wir für eine Nacht ein Zimmer im Hampton Inn gebucht. Für eine Nacht erträglich, länger wollten wir hier aber auf keinen Fall bleiben, man konnte die Fenster im Hotel nicht öffnen und im Zimmer herrschte ein undefinierbarer Mief.
An Tag 8 fuhren wir weiter zu einem absoluten Sehnsuchtsort von Anne – den Niagarafällen. Für mich ist das einer dieser Orte, die ich in meinem Leben unbedingt besucht haben wollte und ja: es hat sich gelohnt. Wir beschlossen von vornherein schon aus Zeitgründen, nur die amerikanische Seite der Fälle aufzusuchen und parkten nachdem wir im Super8-Motel (auch für eine Nacht absolut ausreichend und mit 63 $ für 2 Personen incl. Frühstück der absolute Preiskracher dieser Reise) eingecheckt hatten, unser Auto am Upper Niagara River, um zu Fuß über die Brücke nach Goat Island zu laufen. Man kann zwar mit dem Auto auch direkt nach Goat Island fahren, allerdings kostet das Parken hier 10 $ und die wollten wir uns sparen, denn direkt am Fluss ist das Parken auf den Parkplätzen kostenlos. Die kurze Wanderung entlang des Niagara Rivers ließ die Spannung steigen, die tosenden Stromschnellen und das Donnern der Fälle aus der Ferne versprachen Einiges. Auch den Wasserschleier der Fälle sieht man schon von Weitem, es ist sonnenklar, woher die „Bridal Veil“-Fälle ihren Namen haben. Ein kurzer Fußmarsch von ungefähr 15 Minuten brachte uns zu einem absolut unvergesslichen Erlebnis. Die Wassermassen, die hier in die Tiefe rasen, erzeugen einen Sound, den man einfach nicht in Worte fassen kann, der Boden vibriert unter den Füßen, kein Wunder, denn an den Horseshoe Falls donnern mehr als 2,5 Millionen Liter Wasser pro Sekunde in die Tiefe. Die Touristenscharen halten sich auch in Grenzen, das Gebiet ist relativ groß und die Menschenmassen verteilen sich. Die kanadische Seite der Wasserfälle erinnerte uns mit ihren vielen Casinos und Hotels etwas an Las Vegas, ein bisschen schade, dass man so ein Wunderwerk der Natur so kommerzialisiert hat und ihm damit das Ursprüngliche genommen hat.
Zur Dämmerung wurden die Wassermassen dann noch von Tausenden LED-Lampen beleuchtet, das Wasser verwandelte sich in rotglühende Lava, ein Traum für jeden Fotografen.
Am nächsten Morgen (Tag 9) bewegten wir uns mit unserem Mini-SUV (neben so einem Riesenmonster-Chevi-Pickup kommt man sich ziemlich klein vor an der Ampel) in die Finger Lakes Region, genau genommen zu den Taughannock Falls. Hier hatten wir das Kontrastprogramm zu den beiden Billigmotels der letzten Nächte gebucht und zwar das „Inn at Taughannock Falls“, ein viktorianisches Herrenhaus wie aus „Vom Winde verweht“ gelegen in einer großzügigen Parkanlage. Ein wundervolles Zimmer mit herrlichen Möbeln erwartete uns und der Grund, warum ich ausgerechnet dieses Hotel ausgesucht hatte, lag direkt ums Eck, 15 Minuten zu Fuß: die Taughannock Falls. Okay, nach den Wasserfällen von gestern eher niedlich, aber dennoch wunderschön, denn bei der kurzen Wanderung zum Wasserfall begann unser Indian Summer-Trip wirklich. Schon auf der Autofahrt hierher durch den ländlichen Staat New York wandelten sich die Farben der Blätter an den Bäumen merklich. In New York City und auch an den Niagarafällen eher grün und ein Hauch von gelb, hier jetzt schon deutlich gelb bis orange. Abends fielen wir nach leckerer gelieferter (ja, in diesem viktorianischen Herrenhaus befindet sich tatsächlich eine „Pizza“-Taste mit direkter Verbindung zu einem lokalen Italiener auf dem Zimmertelefon) Pasta ins viktorianische Bett in einen tiefen Schlaf.
Tag 10 brachte uns den ersten Regen dieser Reise, was sich später am Tag noch als wahres Glück herausstellen sollte, sorgte er doch dafür, dass die bunten Blätter glitzerten und tropften, einfach nur wunderschön!
10 Minuten entfernt mit dem Auto befinden sich die Ithaca Falls (ja, noch mehr Wasserfälle!) im weniger sehenswerten Städtchen Ithaca. Ein kurzer Stopp mit Drohnenflug am rauschenden herabdonnernden Wasser und schon ging´s weiter zu einem weiteren High Light: dem Watkins Glen State Park. Das ist wirklich eine große Empfehlung von uns Beiden: Seid ihr mal hier in der Gegend, besucht diesen Park. Tiefe Felsschluchten mit in allen Farben leuchtenden Bäumen durchbrochen vom Glen Creek sind absolut sehenswert. Der Gorge Trail führte uns am Fluss entlang aufwärts in den Canyon hinein, abwärts nahmen wir auf dem Rückweg den Indian Trail vorbei am St. Marys Friedhof (ein netter gesprächiger Typ wies uns auf das einzige und große Mausoleum auf dem Friedhof hin und erzählte uns die Geschichte von der traurigen Ehefrau, die darin ganz allein begraben wurde, weil ihr Ehemann Martin Rothschild 1912 mit der Titanic unterging).
Eine kurze Stärkung im lokalen Diner nach der körperlichen Betätigung und ab ins viktorianische Bettchen!
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